Die He 178 war das erste Flugzeug der Welt, das ausschließlich mit Turbostrahlantrieb flog. Ihr
Jungfernflug fand am 27. August 1939 statt. Im September 1937 stand das erste mit Wasserstoff betriebene
Vorführtriebwerk, das HeS1, für den Funktionslauf bereit. Das leistungsstärkere , mit herkömmlichen
Kraftstoff betriebene HeW 3 konnte im März 1938 in Betrieb genommen werden und hatte ca. 2000 kN Schub.
Nachdem es in einer He 118 getestet worden war, beschloss man, den Prototyp der He 178 mit einem
verbesserten HeW3B auszustatten. Für Entwicklungsflüge verwendete man das leitungsstärkere HeS 6. Mit
der He 178 begann der Siegeszug der Strahlturbine.
Der Erstflug der He-178 bedeutete eine Revolution in der Flugzeugtechnik: Zum ersten Mal hatte ein rein
strahlgetriebenes Flugzeug seine Flugfähigkeit nachgewiesen. Zwar war schon lange bekannt, dass Rückstoß
ein geeigneter Antrieb für Fluggerät war – jede Rakete bewies das. Doch das erste echte Raketenflugzeug,
ebenfalls eine Heinkel-Konstruktion und ebenfalls von Ernst Warsitz gesteuert, hatte erst zwei Monate
zuvor seinen Jungfernflug absolviert.
Prinzipbedingt war die mögliche Flugdauer jedes Raketenflugzeuges eng begrenzt, musste doch außer dem
Brennstoff für das Triebwerk auch das passende Oxidationsmittel für die Verbrennung mitgeführt werden.
Das war beim Strahltriebwerk anders: Es bezog den notwendigen Sauerstoff aus der Umgebungsluft, musste
also nur den Treibstoff mit sich führen.
In den 1930er-Jahren arbeiteten parallel, aber
unabhängig von einander zwei junge Erfinder an einem neuen, propellerlosen Antrieb für Flugzeuge. Der
1911 geborene deutsche Physiker Hans-Joachim Pabst von Ohain betrieb mit Hilfe einer Autowerkstatt neben
seiner Tätigkeit als Doktorand an der Universität Göttingen praktische Experimente. Der vier Jahre
ältere Pilot Frank Whittle hatte schon 1930 ein Patent für eine allerdings noch sehr unausgereifte Idee
eines Verdichter-Turbinen-Triebwerks eingereicht.
Eine zweite Version wurde unter den Rumpf einer He-118 gehängt, dem von der Luftwaffe abgelehnten
Alternativentwurf zur Junkers Ju-87, dem Sturzkampfbomber. In dieser Kombination erhob sich zum ersten
Mal ein Strahltriebwerk in die Luft – doch den eigentlichen Vortrieb leistete der Propeller, der von
einem konventionellen Zwölfzylinder angetrieben wurde.
Es dauerte noch mehr als ein Jahr, bis das erste reine Strahlflugzeug testfähig war. Die Heinkel He-178
war ein neues Design, ein Schulterdecker, dessen Hauptfahrwerk in den Rumpf eingezogen wurde.
Gleichzeitig aber hatte sie ein Spornrad wie Propellerflugzeuge.